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Warmer Winter, netter Besuch und neue Vorlesungen

Hallo Leute,

die letzten Tage waren ziemlich repräsentativ für den diesjährigen kanadischen Winter. Gestern hatten wir noch klirrende Kälte (-12°C) und seit heute morgen steht das Quecksilber plötzlich wieder im Positiven. Dazu kommt noch Regen, der auf dem gefrorenen Boden sofort gefriert und so nur eine einzige Glatteisschicht übrigbleibt. Ich habe natürlich mit nichts Schlimmem gerechnet, bin mit dem Fahrrad einkaufen gefahren und auf dem Rückweg hat es mich in einer Kurve voll hingehauen. Aber passiert ist zum Glück nichts, nur ein Apfel ist in tausend Stücke zerbrochen. Trotzdem war ich mit dem Fahrrad sicherer und schneller unterwegs als die ganzen Fussgänger. Ich weiß gar nicht mehr wie viele Leute ich heute schon auf dem Boden habe liegen sehen.

Seit Weihnachten ist der Winter hier ziemlich chaotisch: Von einem Tag auf den nächsten kann sich die Temperatur um 20° ändern, es ist sehr warm (teilweise bis +8°C) und regnet ständig. Zum Glück hatten wir Anfang Dezember dafür den perfekten Winter: drei Wochen lang nicht über 0°C, viel Schnee und wenn es mal nicht geschneit hat, dann schien die Sonne. Ich hoffe, der Winter kommt noch einmal zurück, schließlich bin ich hier in Kanada!

Konny und Eike vor Niagarafällen

Über die Feiertage hat Konny mich besucht und ich habe mich riesig über das Wiedersehen gefreut. Wir sind nicht viel rumgereist, sondern haben uns ein paar ruhige Tage in Waterloo gemacht, lange gefrühstückt und die Zeit genossen. Ein paar Tagestouren mussten aber dann doch sein: Niagarafälle im Schnee, Toronto, shoppen in einer Outletmall in den US, Fahrradtour nach St.Jacobs und natürlich haben wir uns auch Waterloo angeschaut. Weihnachten haben wir mit Basti gefeiert und ordentlich Fleischfondue gegessen. Sylvester verbrachten wir ganz schmucklos ohne Feuerwerk aber dafür mit Schneeballschlacht mit Freunden im CLV. Am zweiten Januar hat dann auch schon das nächste Semester, der winter term, angefangen und der Ernst des Lebens ging wieder los. Konny musste am 5. Januar leider wieder abreisen und seitdem ist mein kleines Zimmer plötzlich so leer. Aber in ein paar Monaten fliege ja auch ich wieder über den großen Teich…

Die Vorlesungen dieses Semester sind bisher fast alle super interessant und die Profs richtig gut. Nur der Particle Physics Prof ist etwas hektisch und schafft es nicht, den eigentlich interessanten Stoff gut rüberzubringen. Die Introduction to General Relativity wird von einem (angewandten) Mathematiker gehalten, der mich sehr an einen englischen Gentleman erinnert und eine sehr strukturierte, ruhige Vorlesung hält. Unser Quantum Field Theory for Cosmology Prof ist einer der wenigen in Waterloo, die “Schrödingergleichung” richtig aussprechen können, was vielleicht daran liegt, dass er in Walldorf aufgewachsen ist und in Heidelberg studiert hat. Das Wichtigste ist jedoch, dass der den (nicht ganz einfachen) Stoff gut und begeistert rüberbringen kann. Letztendlich höre ich noch Canadian History through Biography, schließlich möchte ich auch etwas über das Land erfahren in dem zwei Semester verbringe. Dass Geschichte nicht grau und trocken sein muss, beweist unser Prof eindrucksvoll: Er ist erst 29 (glaube ich), kann super reden, zieht ständig Vergleiche zum aktuellen Wahlkampf und wählt die Themen so aus, dass auch bei 1:50h Vorlesung am Stück die Langeweile keine Chance hat. Das Experiment, mal was anderes zu hören, hat sich also bisher gelohnt!

Jetzt habe ich aber schon wieder mehr geschrieben, als ihr lesen wollt. Viele Grüße und einen schneereichen Winter,

Eike