Götz Werner, der Chef von dm, hat heute in einem Spiegel Interview mal wieder seine durchaus interessanten Überlegungen zu einer Gesellschaftsreform dargelegt. Schon im Juli hatte Werner in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung (hier der zweite Teil) seine Ansichten geäußert, wie ich finde noch etwas klarer als im aktuellen Spiegel Interview.
Mit seiner Initiative “Unternimm die Zukunft” wirbt Werner für ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle Bürger. Außerdem möchte er alle Steuern auf Einkommen abschaffen und die Umsatzsteuer als einzige Steuer beibehalten (diese müsste jedoch stark erhöht werden, auf bis zu 50%). Davon verspricht er sich, dass die Bürger sich ohne Druck gemäß ihrer Möglichkeiten in die Gesellschaft einbringen können, z.B. würden soziale Tätigkeiten sich wieder lohnen.
Ebenfalls interessant ist seine Meinung zur Arbeitslosigkeit: Götz Werner meint, die Arbeitslosigkeit sei ein Indiz dafür wie gut es uns gehe, weil ja schließlich noch nie so wenige Leute für einen so hohen Lebensstandard der Gesellschaft arbeiten mussten…
Nachtrag: Wie ich gerade von Matthias erfahren habe, arbeitet Werner wohl auch am Interfakultativen Institut für Entrepreneurship an der Uni Karlsruhe. Auf seiner dortigen Homepage erfährt man übrigens, dass er in Heidelberg geboren wurde.
Darf oder sollte sich eigentlich ein (wissenschaftlich arbeitender) Professor so klare Aussagen erlauben, wie Werner sie in seinen Interviews trifft? Oder ist es andersherum vielleicht sogar ein Problem, dass nicht mehr Wissenschaftler vereinfachte oder sogar polarisierende Aussagen über ihre Arbeit machen? Ich denke gerade an Klimaforscher, von denen ich mir manchmal pauschalisiertere aber dafür schockierendere Äußerungen wünsche. Anders gefragt: Darf ein Wissenschaftler es sich erlauben, seine Forschungsergebnisse unwissenschaftlich aber allgemeinverständlich zu verkünden? Oder ist dies gar seine Pflicht?
Ich vermute, man kann hier schlecht Naturwissenschaftler mit Wirtschaftswissenschaftlern vergleichen, die mit einem Fuß in der Politik stehen…