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Wandern auf der Bruce Peninsula

Hallo!

Bruce Trail Schild

Da ich mich gerade vorm Zettelrechnen drücken möchte, nutze ich die Zeit und fülle mal wieder mein Tagebuch. Letztes Wochenende war ich zusammen mit ein paar Leuten vom Outers Club der Uni Waterloo auf dem Bruce Trail wandern. Der Bruce Trail führt über fast 800km von Niagara Falls bis nach Tobermory auf der Bruce Peninsula. Da 800km in zwei Tagen doch etwas zu viel gewesen wären, haben wir uns auf die 40km am nördlichen Ende beschränkt. Sie führen direkt durch den Bruce Peninsula National Park, der unberührte Natur und traumhafte Ausblicke verspricht.

Am Freitag Abend sind wir also zu Zwölft in zwei Mietwagen und einem privaten Auto Richtung Nordwesten gefahren, bis wir nach etwa 3h Fahrt am Anfang des Trails angekommen waren. Die Autofahrt hätte auch etwas kürzer dauern können, aber wir haben uns einmal ziemlich böse verfahren und sind dabei sogar fast im See gelandet. Jedenfalls hat die Straße direkt auf den Strand geführt, auf dem wir gerade noch rechtzeitig anhalten konnten. Nachdem wir dann einige Zeit auf kleinen Straßen durch die nebelige Nacht durch eine fast vollkommen verlassene Gegend geirrt sind, haben wir gegen 23 Uhr doch noch unser Ziel erreicht.

Feuer am Campground

Zum Glück war eine Gruppe vor uns angekommen (die dritte hatte sich noch schlimmer verfahren) und hatte schon ein Feuer gemacht. Die Nacht war nämlich bitterkalt (ich schätze mal 5°C) und ich habe sehr bereut, dass ich keine Isomatte und nur einen billigen Sommerschlafsack dabei hatte. So lag ich dann mit aller Kleidung die ich hatte im Schlafsack und konnte trotzdem vor Kälte kaum schlafen.

Vorbereitungen am Morgen

Der Samstag begann zum Glück sonnig und entsprechend hob sich die Stimmung sofort. Nach einem kurzen Frühstück teilten wir uns in zwei Gruppen auf, die den Trail in entgegengesetzter Richtung durchlaufen sollten. So konnte an jedem Ende des Trails ein Auto stehen und da wir uns am Ende des ersten Tages in der Mitte des Weges treffen würden, konnten wir so die Autoschlüssel austauschen.

See in Nationalpark

Klippe der Bruce Peninsula

Gegen 10 Uhr ging es dann endlich los. Zunächst wanderten wir auf breiten, bequemen Waldwegen durch den Nationalpark vorbei an Seen und einem Biberdamm in Richtung Küste zur Georgian Bay. Je näher wir der Küste kamen, desto schmaler, hügeliger und felsiger wurde der Weg und so langsam bekamen wir das Gefühl, mitten durch die Wildnis zu laufen. Gegen Mittag wurden wir mit einem eindrucksvollen Ausblick belohnt: Wir standen auf einer Klippe, etwa 30m unter uns klares, türkisblaues Wasser der Georgian Bay, Wasser soweit das Auge reicht und entlang der Küste dichtbewaldete Klippen. Dazu kam noch strahlender Sonnenschein und blauer Himmel ohne ein einziges Wölkchen. Schaut euch dazu am besten die Bilder unten an, solche Eindrücke kann man schlecht in Worte fassen.

Mittagspause

Der Weg führte nun ständig an der Küste entlang. Die meiste Zeit liefen wir oben auf den Klippen und nutzten jeden Aussichtspunkt für eine kleine Pause zum Staunen. Da es mittlerweile schon kurz vor 13 Uhr war, machten wir nun eine längere Mittagspause, um ein paar Pitas mit Käse, Wurst, Gurken und Karotten zu essen.

Strand der Georgian Bay

Im Laufe des Nachmittages führte der Pfad uns mehrmals direkt an das Ufer und da die Sonne so warm schien, beschlossen wir, an einem steinigen Strand schwimmen zu gehen. Das Vergnügen dauerte jedoch nur sehr kurz, da das Wasser so kalt war, dass man es kaum länger als 5 Minuten darin aushalten konnte. So nahmen wir dann erfrischt die letzten paar Kilometer des Tages in Angriff und erreichten gegen 17 Uhr Storm Haven, wo wir die Nacht verbringen wollten.

endlich ausruhen

Storm Haven besteht im Prinzip aus einer Komposttoilette und acht verteilten Holzplattformen, auf denen man ein Zelt aufbauen kann. Außerdem gibt es noch einige Vorrichtungen, mit deren Hilfe man sein Essen vor Bären in Sicherheit bringen kann. Schon nach kurzer Zeit kam auch die andere Gruppe an und da Storm Haven direkt am Strand liegt, verbrachten wir den Abend am Strand, bis wir uns gegen 22 Uhr müde ins Zelt verkrochen.

schmaler Pfad am Abgrund

Diese Nacht war zum Glück deutlich milder und daher konnten wir gut erholt die zweite Etappe antreten. Der Weg war wieder ziemlich beschwerlich: Ständig ging es auf und ab und auf groben Steinen über einige steile Stellen hinweg. Hinzu kam noch, dass es im Laufe des Vormittags leicht tröpfelte und die Steine entsprechend rutschig waren. Der Weg führte weiterhin direkt an der Küste entlang, so dass wir die ganze Zeit die tolle Landschaft bewundern konnten.

Schließlich erreichten wir gegen 17:30 Uhr endlich das Auto in Tobermory. Kaum waren wir dort angekommen, entlud sich das Gewitter, dass sich schon angebahnt hatte: Überall blitzte und donnerte es und es begann in Strömen zu regnen. Das konnte uns jedoch nicht davon abhalten, die Erfrischung, auf die wir aus Zeitgründen während des Wanderns verzichtet hatten, nachzuholen. Also zogen wir uns im Regen die Badesachen an, rannten halbnackt durch Tobermory und sprangen im Yachthafen des 1200-Einwohner-Örtchens ins Wasser. Obwohl wir schon klatschnass waren, bevor wir den Hafen erreicht hatten, tat der Sprung ins kühle Wasser sehr gut. Zum Glück hat die Post von Tobermory ein kleines Vordach, unter dem wir uns anschließend abtrocknen und umziehen konnten; schließlich regnete es ja noch immer in Strömen.

Blick durch Bäume auf die Georgian Bay

Müde und zufrieden machten wir uns schließlich auf die Heimfahrt und kamen gegen 22 Uhr in Waterloo an. Es war wirklich ein traumhaftes Wochenende, an dem wir viel erlebt haben. Vor allem die Landschaft der Bruce Peninsula hat mich sehr beeindruckt; sie ist wohl eines der schönsten Fleckchen Erde, die ich bisher gesehen habe.

So, dass war’s für heute. Ich hoffe, ihr genießt die Zeit, wo auch immer auf der Welt ihr gerade seit.

Bis bald,

Eike